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Jordanien

Ein Jordanien drei Generationen.

Wie von einigen Lesern bemerkt, wurde die Karawane Wick in Saudi Arabien durch meine Mutter ergänzt. Um das Familiengleichgewicht zu halten, stiess in Jordanien eine weitere Person dazu – mein Schwiegervater. Zu sechst haben wir Jordanien erkundet.

Et voilà: Die drei Generationen Wick-Nussbaum.

Aqaba

Eröffnet wurde der bunte Familienurlaub in Aqaba, wo sich Davids Vater der Karawane für 10 Tage anschloss. Aqaba diente der Familienzusammenführung und bescherte uns einige ruhige und erholsame Tage. Die Stadt selber lässt sich rasch erkunden und bietet – zumindest aus unserer Sicht – keine aussergewöhnlichen Highlights. Doch wer sich in bester Hotellerie umsorgen lässt, kann es sich bei 365 Sonnentagen im Jahr und der bunten Unterwasserwelt des roten Meers richtig gut gehen lassen. Wir gönnten uns ein paar Tage Camping-Auszeit im sehr empfehlenswerten Hyatt Regency.

Thrombose inkl. Touristen Polizei

Neben Sonne, Meer haben David und vor allem sein Vater das Islamic Hospital etwas näher kennen gelernt. Schuld daran war eine eingeschleppte Thrombose, welche zu unser aller Erleichterung gut behandelt werden konnte. Ausser einer Mitternacht Spritze – die David seinem Vater souverän verabreichte – blieb nur der Besuch der Touristen-Polizei in lebhafter Erinnerung. Diese liess es sich nicht nehmen, den armen Schwiegervater im Kabäuschen, wie wir es alle aus Emergency Room kennen, zu verhören. Gemäss Angaben der äusserst freundlichen Polizisten eine Routinesache, wenn Touristen im Spital landen. Für uns und besonders den aus bankenzeiten eher kritischen Schwiegervater dennoch gewöhnungsbedürftig.

Und während die einen im Islamic Hospital ihre Zeit verbringen.

Eine Wüste mehr – die des Lawrence of Arabia.

Vom Islamic Hospital ging’s via Club Sandwich am Pool direkt weiter ins Wadi Rum. Die bekannte, rote Wüste Jordaniens, welcher Lawrence von Arabien zu Weltruhm verhalf. Besucher schwärmen über die Abgeschiedenheit, die Kamele, die Steinformationen und den atemberaubenden Sternenhimmel bei Nacht. Nach dem Besuch Saudi Arabiens lässt sich aus unserer Sicht schwer ein neutrales Urteil abgeben. Ohne Frage handelt es sich beim Wadi Rum um eine ungemein schöne Landschaft, mit einmaligen Felsformationen und unvergesslichen Sternbildern am Nachthimmel. Wer aber einmal die unendlichen Weiten saudischer Wüsten erlebte und die Einsamkeit liebt, der wird sich im Wadi Rum eher wie in einem touristisch gut erschlossenen Naturpark als in der Abgeschiedenheit einer Wüste fühlen.

Nichts desto trotz haben wir die Tage im Wadi Rum alle sehr genossen und können den Besuch dieser wunderbaren Umgebung mit gutem Gewissen weiter empfehlen.

Nicht nur in Jordanien waren die drei Generationen. Nein, nein. Auch auf dem Kamel.

Petra

Petra – die alte in Felsen gemeisselte Stadt der Nabatäer – lässt allein beim Aussprechen des Namens viele Herzen höher schlagen. Und so war es auch das ersehnte Reiseziel meiner Mutter und Davids Vater. David hingegen war etwas skeptisch und fürchtete den exzessiven Tourismus, welcher uns bis anhin auf der gesamten Reise erspart geblieben war.

Und ja. Klar war er da. Der Tourismus. Wir haben in Petra allein mehr Touristen gesehen, als in all den Monaten zuvor. Doch wir hatten auch das Glück, noch immer von den tiefen Besucherzahlen aufgrund der Corona Pandemie zu profitieren und so war es uns vergönnt, die Schatzkammer oder das Kloster in Petra ohne Touristen davor abzulichten.

Und ja. Auch uns hat es die Sprache verschlagen. Ob der Schönheit, der Grösse, des Alters und der vielen Esel und Kamele vor Ort. Petra verdient es aus unserer Sicht ohne Frage zu den sieben neuen Weltwunder zu zählen und es ist so viel mehr als die Schatzkammer, die wir aus Prospekten und Indiana Jones kennen. Ein Versuch, diesem Ort mit Worten gerecht zu werden ist zum Scheitern verurteilt, weshalb ich mich weiterer Beschreibungsversuche enthalte.

Nicht zu unterschätzen sind hingegen die Distanzen, welche es zu Fuss zurück zu legen gilt. Die Alterspanne 2 bis 82 inkl. Thrombose und Kinderwagen vereinfachten diese Herausforderung nicht. Wir hatten aber das Glück trotz Sonnenschein zwei kühle Tage zu erwischen und genügend Zeit vor Ort zu haben, was allen ein unvergessliches Erlebnis bescherte. Die überwältigende Schönheit Petras gepaart mit den idealen Wetterbedingungen liessen mich jedoch einen Rückfall hinsichtlich meiner leider nicht wenig ausgeprägten FOMO (ihr erinnert euch: Fear of missing out) erleiden. Es gelang mir beim bestem Willen nicht, den Vorsatz ‚weniger ist mehr‘ umzusetzen. In meinem Kopf herrschte eher die Devise ‚es muss alles sein‘… Der starke Muskelkater an den Tagen danach liess mich büssen. Für die Geduld meiner Familienmitglieder bin ich äusserst dankbar!

So hatte sich niemand von uns Petra vorgestellt. Ein riesiges Gelände.

Amman – Jerash – das Pompeji des Osten

Amman wird uns allen wegen seiner grünen Hügel, die es umgeben in bester Erinnerung bleiben. Nach drei Monaten Wüste und Sand konnten wir unsere Glücksgefühle kaum bändigen, als wir diese, für uns herrlich grüne Oase (es ist keine Oase) erreichten. Die Stadt liegt eingebette in, um und auf 20 Hügeln, welche ihre grüne Pracht zum Vorschein bringen, sobald die dichte Bebauung nachlässt. Beinahe alle Häuser erstrahlen in weiss und Sorgen damit für ein ruhiges und gepflegtes Stadtbild. Die 750m.ü.M. sorgten bei unserem Besuch zusätzlich für eine kühle Brise und dafür, dass wir uns alle sehr wohl fühlten. Noam tat seine Begeisterung damit kund, dass er wiederholt erwähnte, seit Dubai keine so schöne Stadt mehr gesehen zu haben.

Etwas nördlich von Amman liegt Jerash. Eine alte römische Siedlung, welche verschiedener Erdbeben sowie Besatzer trotzte und somit beeindruckend gut erhalten blieb. Auch da lässt sich – wie in Petra – eine ganze Stadt aus einer früheren Epoche besichtigen, ohne dass sie durch neue Gebäude oder Infrastrukturen zerstört worden wäre. Wir alle staunten, dass wir noch nie zuvor davon gehört hatte.

Überhaupt staunen wir, viele Zeitzeugnisse vergangener Tage die Länder des nahen Osten vorzuweisen haben. Je näher man der Levante kommt, umso mehr gibt es diesbezüglich zu bestaunen.

Baptisme Site

So auch die Taufstätte Jesu, welche zu Vieler Erstaunen und manchmal vielleicht auch Ärger in Jordanien und nicht im heiligen Land auf der anderen Seite des Jordan liegt.

Obschon keiner von uns als religiös bezeichnet werden kann – Im Gegenteil. Diese Reise hat mich so weit von Religionen entfernt wie keine anderes Erlebnis zuvor. Aber dazu gerne mehr bei einer live Unterhaltung. – interessierte uns der Besuch dieser Stätte, genau so wie uns auch der Besuch von Mekka oder Medina und später Jerusalem interessierte. Wurde hier doch eine Religion ‚geboren‘, welche unser Weltgeschehen über Jahrhunderte prägte und noch heute stark beeinflusst. Ebenso ist es uns ein Anliegen, den Kindern (aktuell insbesondere Noam) Einblick in alle Religionen und deren Bräuche zu gewähren, damit, so hoffen wir, eine mehr oder minder ausgewogene Rundumsicht entsteht.

Da der Jordan River heute eher ein Rinnsal als ein reissender Fluss ist – beide Seiten graben ihm beachtliche Mengen an Wasser für die Landwirtschaft ab – liegt der ursprüngliche Taufort einige hundert Meter entfernt vom Fluss auf der östlichen Seite in Jordanien. Diverse an diesem Ort errichteten Kirchen und Taufbecken, sowie verschiedene historisch übereinstimmende Berichte von Pilgern sowie archeologische Funde, lassen bis heute nachvollziehen, dass dies der in der Bibel erwähnte Ort der Taufe war und damit als Geburtsort des Christentums angesehen werden kann.

Totes Meer

Unweit dieser Stelle verbrachten wir die letzten Tage bis zur Abreise meiner Mama (Davids Vater haben wir bereits in Amman wieder verabschiedet) in einem gemütlichen, aber etwas in die Jahre gekommenen Resort am Toten Meer. Das fortschreitende Alter der Anlagen in dieser Region der Welt lassen sich einerseits an den Abnutzungserscheinungen der Gebäude erkennen, viel eindrücklicher ist jedoch die mit jedem Jahr fortschreitende Distanz zum Toten Meer. Durchschnittlich sinkt das Tote Meer jedes Jahr einen Meter weiter ab und so mussten wir vom und bis zum Meer einen beachtlichen Ab- und vor allem Anstieg bewältigen. Bei 38 Grad nicht nur angenehm. Das Erlebnis im Toten Meer zu schwimmen bzw. zu liegen entschädigte aber die Schweissperlen zur Genüge.

Abschliessend können wir sagen, dass Jordanien ohne Zweifel eine Reise wert ist. Klar ist es eine touristische Destination, was bei einem Highlight wie Petra jedoch mehr als verständlich ist. Und hey: Auch wir sind nur Touristen. Touristen, welche diesbezüglich in Saudi Arabien nach Strich und Faden verwöhnt wurden.