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Equipment

Die Karawane. Unser Equipment.

Wieso schauen die Leute alle so nach uns?

Fällt uns was vom Dach? Was macht diesen seltsamen Lärm? Ist der Anhänger noch dran? Ach nein, alles bestens. Wir sind bloss in der Schweiz und machen die letzte Testfahrt mit voller Beladung aka Sandblechen, Kanistern etc.

Es läuft rund. Bis jetzt zumindest ✊. (Bar al-Hikman, Oman)

Die Zahl: 100.

Wir haben doch etliche Stunden und Tage (ok, wir geben es zu: Wochen und Monate) mit den Vorbereitungen für Auto und Trailer verbracht – damit unsere Karawane auch schwieriges Umfeld meistern kann. Das Ziel: Wir wollen mindestens 4 Tage autark sein können. Das bedeutet für uns als Familie ca. 100 Liter Wasser (da liegt dann auch mal eine kurze Dusche drin), 100 Liter Diesel (da können wir alle noch halbwegs familientauglichen und -vernünftigen Orte erreichen) und 100 Ah Strom (dafür gibt‘s auch mal eine kühle Cola und ein volles iPad).

Wir sind nun knapp einen Monat unterwegs und können – nicht ganz ohne Stolz – sagen, dass sich unser Equipment und Setup in diversen Situationen (Berg, Küste, Wüste) bewährt. Als Familie mit zwei Kindern im Alter von 7 und 2 kommen wir damit gut über die Runden, zuweilen fühlt es sich gar nach Glamping an. Und das ist auf die Dauer gar nicht mal so schlimm. Für alle Interessierten hier ein paar Details:

Das Auto.

Scho no wichtig, im Fall. Auch wenn wir alles andere als Autoafinados sind. Overlander mit viel Erfahrung schwören alle auf das eine Auto: Toyota Landcruiser. Und sie haben Recht, ein Blick in die „Garage“ der Beduinen bestätigt es. Wenn es um Zuverlässigkeit und vor allem auch Einfachheit (und damit Reparierbarkeit) geht, ist die J70-Serie das Nonplusultra. Wir aber entscheiden uns für den Mitsubishi Pajero. Etwas günstiger, ähnlich robust und kräftig, dafür auch noch Schweiz- und komforttauglich.

Wir rüsten es dezent auf mit einem OME-Fahrwerk, All-Terrain-Reifen (plus je ein Reservenrad für Auto und Trailer), einem solid verschraubten Dachträger von Frontrunner, einem selbst eingebauten Schnorchel (ein Erlebnis, das eigene Auto mit einer Stichsage aufzusägen), seitlichen Scheinwerfern, 4 Maxtrax-Sandblechen, einem einfachen modularen Innenausbau für Kisten und Schublade im Heck sowie einer zusätzlichen Batterie (welche wir für Licht, Kühlschrank und weitere Camping-Elektronik verwenden).

So einfach.

Deshalb dauert‘s Monate, bis wir alles beisammen haben 😉

Unsere Versicherung abseits der Piste - der dezent ausgebaute Pajero.

Der Trailer.

Man nennt ihn Bruno. In den aktuellen Gefilden wohl eher Al-Jamal (das Kamel). Und wir lieben ihn. Weil die deutschen Gründerväter einen durchdachten und adretten Tear Squaredrop-Trailer entwickelt haben. Weil ihn Mikko in seiner Holzstatt in Bern mit Hingabe fertigt und nach unseren Wünschen modifiziert. Und vor allem auch, weil wir als Teilzeitnomaden-Familie in diesem ein Zuhause finden.

Wir sind von unserer ursprünglichen Idee abgekommen nur mit Auto und Dachzelt zu reisen. Zu umständlich ist es, jeweils alles wieder auf-/abzubauen. Mit einem Trailer haben wir jederzeit und bei jeder Fahrpause (und die gibt’s als Familie mit kleinen Kindern ziemlich oft) ein Bett und Spielzimmer. Zudem bietet er Unterschlupf bei Wind und Regen. Als wir dann im Explorer-Magazin auf einen Bericht über das „Startup“ Kuckoo bzw. Bruno stossen, ist‘s um uns geschehen: dieses Gefährt komplettiert die Karawane perfekt.

Die Standard-Features des „Bruno“ findet ihr hier. Mikko zimmert uns zusätzlich eine längliche Kiste, welche auf der Deichsel montiert wird. Darin bringen wir den Wassertank, Pumpe und unser einfaches WC unter. Für unser iKamper-Dachzelt lässt er zudem zwei filigrane Träger fertigen (im Gegensatz zu den eher massiven Kuckoo-Trägern). Und zwar weil:

Home, sweet home. Für uns alle.

Der Trailer reloaded repainted.

Schon seit langen wünsche ich mir ein Bild von Maja Hürst aka Tika. Die Ausstellungen immer verpasst und ein gemaltes Bild auf einer Hauswand kann ich auch nur digital festhalten. Umso grösser die Freude, dass Maja unser Vorhaben unterstützt und den Trailer bemalen will. Was sich dann aber als gar nicht so einfaches Unterfangen erweist. Sie recherchiert nach haftenden Farben und nach einem geeingneten Atelier, wir koordinieren mit Mikko bzgl. optimalem Zeitpunkt zur Bemalung (ohne Fahrgestell, Fenster etc.) und Transport, wählen die gewünschten Tiere. Majas Anspruch auf Perfektion lässt sie inmitten des Schaffens unterbrechen und verlangt, dass der Trailer fertig ausgebaut werden soll – damit sie optimal auf alle Details wie Türgriffe, Fensterrahmen etc. eingehen kann. Und wir danken ihr so dafür! Nicht schöner hätten wir unseren fertig bemalten Trailer vorstellen können.
Danke dir nochmals, Maja 🖤.

Die Elektronik.

Wir wollen unsere 100 Ah (AGM und leider nicht Lithium-) Batterie sowohl beim Fahren laden (über die Lichtmaschine) als auch im Stand (über mobile Solarpanels – der Supertipp: Weil das Auto falls möglich im Schatten steht und daher festverschraubte Panels nur begrenzt nützlich sind). Dazu legen wir ein Kabel vom Motorraum ins abgesenkte Rückrücksitzfach (gibt Punkte für den Pajero ;), wo wir die Batterie, Sicherungen und Ladegerät (CTEK SA250 für Solar und LiMa) in einer Kiste unterbringen. Die USB- und weiteren 12v-Anschlüsse bauen wir direkt in das selbst gezimmerte Holzgestell ein. Unser kleiner Dometic-Kühlschrank (ca. 14 Liter) ist hinter dem Fahrersitz und wird ebenfalls von dieser Batterie bedient.

Aber wie bringen wir den Strom in den Trailer? Wir wollen nicht nochmals ein Batterie-/Solarsystem aufbauen. Die einfachste Lösung: Ein magnetischer 12v-Stecker (neben der Anhängerkupplung), über welchen wir mit einem langen Kabel (welches bei Nichtgebrauch zusammengerollt im Anhänger ist) die Anhänger-Elektronik befriedigen können. Ein langes Kabel deshalb, weil wir so Auto und Trailer flexibel und auch entfernt parkieren können. Im Trailer selbst haben wir nur Licht und diverse Anschlüsse (USB + USB-C, Standard-12v). Wird der Trailer über den Landanschluss angehängt, so kann dieser mit der standardmässig eingebauten Weiche eingespeist werden.

Wasser. Und was man damit so machen kann.

80 Liter im Tank in Brunos bzw. Mikkos Kiste, welcher er für uns auf (Tank-)Mass gefertigt hat. 20 Liter im Kanister auf dem Dach – für den Refill bei Bedarf. Dazu haben wir uns eine Druckwasserpumpe geleistet. Weil schon schön, wenn Wasser mit und auf sanften Druck fliesst. Damit können wir Abwaschen, Duschen und Kochen. Und weil wir unterwegs auf die vielen Plastikflaschen Trinkwasser – entweder aufwändig entsalzt oder von fernab eingeflogen/schifft – verzichten wollen, hängen wir dazuwischen ein solides, aber kompaktes Filtersystem (von Alb, Kohle + Microfilter). Somit können wir unsere Trinkflaschen ohne Bedenken aus unserem Tank auffüllen. Sogar Larisa. Nach einigem Zögern und zaghaftem Abwarten, wie uns Männern das Wasser bekommt.

Mit vollen Tanks schaffen wir locker 3 Tage, ohne grösseren Verzicht 4 Tage. Und – wenn auch bislang noch nicht getestet – mit grosser Sparsamkeit vermutllich auch 7 Tage.

Auf Wasser hingegen verzichten wir bei der Toilette. Da nutzen wir, falls es sich anbietet und wir in der entsprechenden Stimmung sind, die Schaufel. Andernfalls (und weitaus höufiger) benutzen wir unser Klapp-WC, welches mit einem Säckchen ausgekleidet schon beinahe heimische WC-Romantik aufkommen lässt. Zumindest bis das Säcklein dann verschlossen, an ein definiertes Zwischenlager und danach per Auto bzw. aus-dem-Fenster-halten-bis-zur-nächsten-Mülltone transportiert werden muss. Diese Teilschritte ermöglichen Einblicke und Dufterfahrungen, welche im Standard-Ehevertrag nicht geregelt werden.

Wasser fliesst. Alle paar Tage auch in diesen Tank.

Gut verpackt ist halb gefunden.

Kisten sind wohl der Schlüssel zum Erfolg – im Camperleben ab und an auch Ordnung genannt. Nichts ist mühsamer als die Stirnlampe oder die Grillzange an 23 möglichen Orten suchen zu müssen. Womöglich noch bei einem Sturm oder einer dringenden nächtlichen WC-Pause (beides im Falle der Stirnlampe, mit der Grillzange haben wir in diesem Zusammenhang wenig Erfahrung).

Unsere Kleider sind in Kisten verpackt, diese wiederum im Heck des Pajeros untergebracht. In der Schublade darüber Lampen, Kameras/Drohne, Werkzeug etc. jeweils in separaten Kisten. Auf dem Dach: 3 Alu-Kisten mit Jacken und Schuhen; Vorzelt, Tarp und Spannsets; und in der dritten: Ein kleines Geheimnis (wer findet‘s heraus?). Weitere Kisten (Spielsachen, Bastelei, Fischerei) sind auf dem Holzgestell mittels Airline-Schienen festgezurrt. Im Trailer: Kisten für allerlei zum Essen, Zubereiten, Verarzten, Unterrichten und so weiter.

Einzig die Fischerrute ist in einer Röhre verpackt und geniesst auf dem Dachträger die Aussicht.

Wir sind nach wie vor überzeugt vom Kistensystem. Auch wenn das Einchecken bei einer Hotelpause dann zuweilen doch für Aufmerksamkeit sorgt.

Das Wohnzimmer.

Ein Teppich, Tisch, 4 Klappstühle (2 davon Frontrunner, können wir empfehlen), ein Cramer-Gas-Grill (sowie ein Trangia-Kocher für Notfälle), ein paar mit USB ladbare Lämpchen und schon wird‘s gemütlich. Sofern einem nicht der Wind (und damit in diesen Gefilden oft: der Sand) um die Ohren bläst, man nicht von einer Mücken- und Fliegen-Invasion vertrieben wird oder einen die Kinder so auf Trab halten, dass die weisse Sand-und-Meer-Kulisse schnell vergessen geht.

Meist hängen wir das iKamper Vorzelt an unser Dachzelt und so haben wir tagsüber Schatten (je nach Ausrichtung und Setup der Karawane – wir lernen ;)) und trotzdem beste Aussicht. Wenn‘s schnell gehen soll kommt der Tarp zum Einsatz – flexibel und einfach an Trailer, Auto, Stein oder Ähnliches gebunden.

Da machen wir uns gerne breit. (Bar al-Hikman, Oman)

Luft nach oben.

So richtig an Grenzen sind wir bislang mit unserem Setup nicht gestossen. Dennoch gibt es ein paar Themen, welche wir optimieren bzw. (mit etwas Sorge) beobachten.

  • Im Sand wirkt ein Trailer wie ein Anker. Nicht gerade dienlich, wenn es um jedes Quentchen Kraft und Tempo geht. So scheitern wir auch an der Durchquerung der Wahiba-Wüste und müssen nach der Hälfte der Strecke und mehreren gescheiterten Versuchen diese eine Düne zu überfahren leider umkehren.
  • Bei langer und intensiver Pistenfahrt öffnen sich im Trailer z.T. die Magnetverschlüsse und der Inhalt der Fächer entleert sich.
  • Wir haben etwas Bedenken bzgl. Trailerfahrwerk. Das einfache Prinzip ist nicht für lange Pistenfahrten entwickelt worden und sollte für extreme Reisen wohl mit einer ordentlichen Feder/Stossdämpfer erweitert werden. Bislang jedoch: Alles bestens 😉
  • Bei vollem Wassertank wirken zusätzliche 80kg auf die Stützlast von Trailer bzw. Auto. Das spürt man beim Fahren und belastet das Fahrwerk ordentlich. Hoffentlich und bislang allerdings nur ordentlich und nicht kritisch.
  • Die Moskito- und Blindout-Lamellen bei den Fenstern sind super. Wir überlegen uns, wie wir auch bei den beiden Türen des Trailers einen Moskito-Schutz einbauen können.
  • Der Bruno-Tipp: geschlossene Kisten bekommen Gemüse und Früchte nicht gut. So hängen wir diese in Netzen an Karabinern befestigt im Trailer auf. Er bietet dafür beste Aufhängepunkte (Querstreben) und so können auch holprige Pisten nichts anrichten.

Plant ihr eine ähnliche Reise, ein ähnliches Setup? Wir beantworten gerne eure Fragen und sind dankbar für Inputs auf Instagram @david.wick