UAE
Es gibt sie, die subtilen Unterschiede unter den sieben verschiedenen Emiraten. Und wir können die Vorurteile bestätigen. Was dem Aufenthalt jedoch keinen Abbruch tut.
Es ist absehbar, dass wir auf unser Schiff bzw. Auto warten müssen. Und so beschliessen wir für 14 Tage ein günstiges Hotel zu buchen. Da die Emirate bereits zuvor das Drehkreuz für unsere Reisen war, wissen wir, wo wir fündig werden:
Das kleinste der sieben Emirate. Mit dem vermutlich besten Emirate-Mix. Ajman ist nahe bei Dubai (ca. 30 Minuten zum Flughafen), verzichtet aber auf allzu viel Bling-Bling. Ist einfach, günstig und überschaubar. In guten Zeiten leisten wir uns das Oberoi – unser Favorit, sowohl architektonisch als bzgl. Qualität und Service. Für einfachere Ferien empfehlen wir das Ajman Hotel, welches direkt am Strand liegt und mit Pool, Tennisplatz und einigen Restaurants kinderfreundliche Ferien ermöglicht.
Und für unbestimmte Wartezeiten buchen wir das Windham Garden. Für nur wenig mehr als CHF 100./Nacht- können wir zu viert in einer Junior Suite mit Halbpension residieren. Und gleich ums Eck gibt’s leckere orientalische Restaurants, Supermärkte und, ja, auch nicht unwichtig, eine gute Wäscherei.
Macht seinem Ruf alle Ehre. Wächst immer mehr in den Himmel, die Breite und Länge. Und blinkt, strahlt und funkelt sich um den Verstand. Klar, auch wir landen nach einer Fahrt auf dem 14-spurigen Highway in der Dubai Mall und staunen ob Burj Khalifa, Arab und all den künstlichen Inseln. Noch viel mehr aber fragen wir uns (jedes Mal), was das Fundament dieses Wüstenstaats ist. Ob der Wirtschaftskreislauf auch ein solcher ist – oder das Ganze nur funktioniert so lange weiter gebaut, spekuliert und geblufft wird. Wie viele der staatsnah entwickelten Wohn-und Büroflächen (Emaar, Damac) werden tatsächlich genutzt? Wie lange geht das gut mit der Diskrepanz zwischen autoritärer Herrschaftsform und suggeriertem freiem Lebensstil, welcher in die Welt getragen wird? Wie genau soll dieser Staat je nachhaltig werden, wenn der Strom über Gas/Ölkraftwerke und das Wasser vor allem mittels aufwändiger Entsalzung gewonnen wird?
Andererseits: Dadurch wird Millionen von Indern, Pakistanern und Bangladeshi und deren zuhause gebliebenen Familien ein Einkommen ermöglicht. Und damit ein teilweises Entkommen aus der Armut. Einer Armut, wie wir sie im Westen schlicht nicht kennen – und daher unser Urteil vermutlich oft zu schnell zu Gunsten der Demokratie und Freiheit gefällt wird.
Wir beschränken und auf wenige Abstecher nach Dubai, z.B. einen sehr erfolgreichen auf das Iranische Konsulat und an das grosse Golfturnier in Dubai. Das dann eben doch.
Doch, schon sehr eindrücklich. Wie für die Expo 2020 2021 2022 ein neuer Stadtteil aus dem Boden also Sand gestampft wird. Und alles perfekt organisiert und inszeniert wird: Wer Emirates fliegt, erhält Gratis-Tickets. Die Metro führt direkt vom Flughafen zur Expo (in ca. 60 Minuten), egal in welchem Landesteil man sich befindet, die Expo ist omnipräsent und alle Wege führen zu ihr.
Und vor Ort dann wird man überwältigt vom Umfang der Weltausstellung. Zwar haben nur wenige Länder den Mut mehr als nur ihre Schokoladenseiten zu zeigen (falls ihr eine Anspielung vermutet: Der Schweizer Pavillon war ausgerechnet bei unserem Besuch geschlossen). Doch die Architektur, die ausgefallenen Konzeptideen und Einblicke in unbekannte oder nicht bereisbare Länder lohnen allemal einen Besuch.
Mein Vater lebte Anfang 80er Jahre einige Jahre in Abu Dhabi. Und es scheint noch heute zu gelten, was er mich damals lehrte: Hier laufen die Fäden bzw. der Reichtum der Emirate zusammen. Hier wird entschieden. Schlägt der kleine Bruder Dubai wieder mal über die Stränge und steht kurz vor dem Abgrund? Dann springt Abu Dhabi ein, verlangt aber Zugeständnisse. Von Scheich Zayed wurde die Vision der UAE entwickelt und über Jahrzehnte erfolgreich realisiert.
Und man spürt es förmlich, bereits an der Grenze von Dubai nach Abu Dhabi, dass man die Dinge etwas anders angeht. Die Covid-Kontrolle an der Grenze ist strikt – jedes Fahrzeug wird gestoppt und die Passagiere kontrolliert. Bei jedem Restaurant- oder Event-Besuch wird das Zertifikat geprüft – selbst wenn man Gast des Hotels ist. In unseren 14 Tagen in Ajman lernten wir viel über die russische Tragweise der Maske (höchstens, wenn überhaupt, bis unter die Nase). In Abu Dhabi: Undenkbar.
Auch das Stadtbild, die Architektur, ja gar die Autobahn (sie ist von Palmenhainen gesäumt) weisst darauf hin: Hier muss man sich nichts beweisen. Man hat es. Fast alles, was mit Geld erworben werden kann. Die Formel 1, den Louvre, eine Insel als Wildtierzoo und, da trifft man uns einmal mehr, ein wichtiges Golfturnier der European Tour.