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Visa Experience

Der Visa-Run. Drive.

Man braucht sie, die Visa. Aber das Theater sie zu erhalten, braucht man nicht. Denken wir. Wir werden eines besseren belehrt.

Der Iran-Poker.

Steht auch im Zentrum der Welt Wick-Politik.

Wir starten unsere Reise in den Emiraten (UAE). Das Land ist für uns optimal gelegen, können wir doch von hier aus drei unserer Reiseziele direkt erreichen: Oman, Saudi Arabien und Iran. So können wir je nach Covid-Situation flexibel reagieren und nötigenfalls unsere Pläne anpassen.

Eines dieser Länder jedoch ist für unsere Rückreise nach Europa entscheidend: Der Iran. Aktuell gibt es auf dem Landweg keine andere (sichere) Route zurück.

Als Plan B könnte allenfalls eine Fähre von Israel via Zypern in die Türkei dienen. Nur hat Israel aktuell die Grenzen für Touristen nicht geöffnet. Und ob die Fähre ihren Dienst tut ist ebenso unklar.

Wollen wir also eine teure Rückverschiffung ab Aqaba oder Dubai umgehen, muss es klappen mit den Iran-Visa ✊. Wie’s ausgeht, lest ihr weiter unten.

🇸🇦 The Kingdom of Saudi Arabia (KSA).

Klingt – mit dem passenden Akzent ausgesprochen – schon an sich eindrücklich.

Genau so wie wir gespannt sind, was uns im Land erwartet, ist für uns die Visa-Anfrage eine grosse Unbekannte. Bis vor kurzem konnte man nur geschäftlich einreisen und westlicher Lebensstil war nur in abgeschlossenen Communities möglich. Seit Ende 2019 vergibt das Land nun Visa an Touristen – ein wichtiger Teil der Strategie, das Land vom Erdöl unabhängig(er) zu machen. Anfang 2020 kommt Corona und die Grenzen werden nach nur wenigen Wochen wieder dicht gemacht. Insgesamt also nicht die besten Voraussetzungen.

Aber KSA überrascht: Nach einer kurzen Registration auf visa.visitsaudi.com können wir in einem gar halbwegs benutzerfreundlichen Tool unsere E-Visa beantragen. Die Gebühren für unsere 4-köpfige Familie inkl. Covid-Versicherung: knapp über SAR 2’000.- (ca. CHF 500.-).

 

Und KSA überrascht erneut: Nach einer Minute erhalte ich die Kundenzufriedenheits-Umfrage per Mail. Und keine drei Minuten später die Visa für die ganze Familie. Entweder haben die Saudis das mit der Überwachung so perfektioniert, dass die Ausstellung voll automatisiert geschieht. Oder aber – dieses Bild gefällt mir besser – der Andrang von Touristen hält sich dermassen in Grenzen, dass bei den Beamten ein regelrechter Run auf neue Visa-Anträge entsteht und sie deshalb innert Minuten bewilligt sind. Visa-Run mal anders 😂.

3 Minuten später in der Inbox: Die Visa für Saudi Arabien.

🇴🇲 Das Sultanat Oman.

Da sind wir ziemlich relaxed. Schliesslich ist der Oman eine beliebte Touristen-Destination und es sollte kein Problem sein ein Visa zu kriegen.

Ist es auch nicht. Vorausgesetzt die Webseite evisa.rop.gov.om ist online. Was aber glücklicherweise ab und an der Fall ist. Weil man nach der Ausstellung innert 30 Tagen einreisen muss, beschliessen wir das Visum erst kurz vor der Einreise zu beantragen. Wir bezahlen online OMR 80.- (ca. CHF 200.- für alle 4 Personen) und können wie bei den Saudis alle Formalitäten online erledigen.

Bei der Dauer bis zur Ausstellung der Visa kann der Oman den Saudis allerdings das Wasser nicht reichen: Es dauerte ganze acht Minuten sich unsere Inbox über die bewilligten Visa erfreute 😇☺️.

Da erinnere ich mich beinahe etwas wehmütig an frühere Visa-Anträge, z.B. für die USA, welche mit einer Wagenladung Dokumente, stundenlangem Anstehen und viel Angstschweiss verbunden waren. Oder, auch noch in lebhafter Erinnerung: Das Visum für..

Im Vergleich quälend langsam: 8 Minuten für die Omanis.

🇮🇷 Die islamische Republik Iran.

Lässt unsere Herzen höher schlagen. In jeder Hinsicht. Wir erinnern uns an den (erfolgreichen) Visa-Antrag 2018, bei welchem wir neben einer vom iranischen Aussenministerium ausgestellte Visa-Referenznummer und diversen anderen Dokumenten auch Fingerabdrücke von Noam – damals ganze drei Jahre alt – abliefern mussten.

Dieses Jahr sind die Hürden ungleich höher:

  • Covid grassiert auch im Iran, die Grenzen haben erst seit kurzem wieder offen
  • Wir wollen mit dem eigenen Auto über den Landweg einreisen
  • Wir können weder Buchungen von Flugtickets noch Unterkünften nachweisen
  • Wir beantragen unser Visum nicht in unserem Heimatland (weil, siehe unten)

Obwohl die einzige Landroute für eine Rückreise durch den Iran führt, nehmen wir es vor der Abreise ziemlich gelassen. Vielleicht auch eine entwickelte Form von Verdrängung, weil frühestens in 10-12 Wochen ein drängendes Thema.Einzig einen Ausflug aufs Hauptquartiert der Kantonspolizei unternehmen wir. Nach Hause kommen wir mit schwarzen Fingern und vier Bögen Abdrücken von diesen.

In unserer Emirate-Wartezeit dann aber beschliessen wir das Thema in Angriff zu nehmen. Auch wenn innert 90 Tagen ab Ausstellung in den Iran eingereist werden muss. Und die maximalen 30 Tage Aufenthalt ebenfalls in diese 90 Tage eingerechnet werden müssen.

Wir beschliessen zweigleisig zu fahren:

  • Wir fragen Reiseveranstalter in der Schweiz an, ob sie uns ein Visum besorgen können. Auch wenn das bedeutet, dass wir die Pässe für diese Dauer in die Schweiz schicken müssen.
  • Wir gehen auf dem Iranischen Konsulat in Dubai vorbei. Und fragen. So im Familienverbund. Jaron kann’s ev. mit seinem Charme richten.

Globetrotter winkt ab: Auf dem Landweg einreisen sei aktuell nicht möglich. Die Einholung dauere aktuell mindestens 4-5 Wochen. Und beim Berechnen der Service-Gebühren kommen wir auf über CHF 1’200 (für Visa inkl. Referenznummer). Option eins fällt also schon mal weg.

Verlangt vs. eingereicht. Der nette Konsul in Dubai ist unkompliziert(er).

Machen wir uns also auf einen (ent)spannenden Drive zum Konsulat in Dubai.Vorbei am Iranischen Spital, welches mit seinen Ornamenten und Formen schöne Erinnerungen an die letzte Reise durch das Land weckte. Zuversicht wird geweckt, mehr noch, als wir im Konsulat gefühlt schon in den Iran eintauchen. Da vernimmt man die warme Farsi-Laute, spaziert durch einen gepflegten grünen Garten und ab und an rauschen elegant verhüllte Damen mit Stolz, Würde und viel Parfüm durch die Gänge.

Und tatsächlich. Der Herr am Schalter bespricht sich kurz mit dem Konsul und winkt uns herbei. Er hat Larisas Visum der letzten Iran-Reise entdeckt und fragt, wo meines sei. Im alten Reisepass, in der Schweiz. Doch ein Foto davon können wir auftreiben. Gut, wir sollen online ein E-Visa beantragen und dann wieder vorbei kommen. Ich halte ihm noch unsere Fingerabdrücke hin, er winkt mit einem Lächeln ab. Wir können es kaum glauben.

Am gleichen Abend reichen wir ein, was für das E-Visa verlangt wird. Ein ungefähres Reiseprogramm sowie eine Kopie unserer CVs. Als wir dann einige Tage später wieder auf dem Konsulat vorbei gehen, sehe ich schon den Ausdruck unserer Unterlagen auf seinem Schreibtisch liegen. Wir hätten bereits am Tag darauf vorbei gehen können. Innert einer Stunde halten wir unsere (Express-)Visa in den Händen 🤩.

Wir freuen uns so auf dieses Land. In jeder Hinsicht.

 

Hauptsache viel Stempel und Zeichen. Richtiger Name? Nicht so wichtig.

Der Retter in der Not.

Beinahe allerdings hätten wir nochmals im Konsulat aufkreuzen müssen. Das Konsulat schliesst um 12 Uhr. Um 11:45 werde ich aufgefordert beim Cashier die Gebühren für die Express-Visa zu bezahlen (ca. CHF 400.- für alle 4 Personen). Der Cashier verlangt eine Kopie der Pässe, welche ich im Gebäude nebenan machen kann. Ich kann. Komme zurück und will mit Karte bezahlen. Geht nicht, aber im Raum gibt’s einen ATM. Allerdings einer Iranischen Bank, welche nur Karten aus den Emiraten akzeptiert. Der nächste „richtige“ ATM? Ca. 10 Minuten entfernt. Doch bis dann ist 12 Uhr und es kommt keiner mehr ins Konsulat.

Da tritt Tobi auf. Schon im Warteraum habe ich mit dem jungen Schweizer Businessman (notabene Badener) ein paar Worte gewechselt. Als er nun die Situation erkennt, hilft er uns ohne zu zögern und bemüht seine lokale Bankkarte um den Betrag (welchen wir anschliessend, gutschweizerisch, via Twint begleichen). So verhilft er uns zum durchwegs erfolgreichen Visa-Drive und wir freuen uns schon auf das Essen mit ihm in Teheran.